Chinas Huawei und das 5G Netz
Chinas Huawei, unser 5G Netz
Seit dem 19.03. werden die 5G-Frequenzen in Deutschland versteigert. Der chinesische Konzern Huawei ist ein wichtiger Netzwerkausrüster der vier Netzwerkbieter Telekom, Vodafone, Telefonica/O2 und 1&1. Huawei machte in diesem Zusammenhang vor allem Schlagzeilen, da man bei uns in Deutschland Angst davor hat, dass Huawei Hintertüren in unsere Infrastruktur bauen und somit dem chinesischen Staat Zugriff auf unsere Daten bieten könnte. Was es damit genauer auf sich hat, erkläre ich euch im Podcast.
Transkript zum Podcast
Seit dem 19.03.2019 werden die Funklizenzen für den neuen Mobilfunkstandard 5G versteigert. Man hat in letzter Zeit immer wieder von 5G und Huawei gehört. Die vier Teilnehmer an dieser Auktion, die Telekom, Vodafone, Telefónica-o2 und 1&1, beabsichtigen, falls sie die Lizenzen bekommen, auf Netzwerkkomponenten des Unternehmens Huawei zurückzugreifen. Wenn man vom Ausschluss von Huawei spricht, dann geht es also darum, dass je nachdem wer die Netzlizenzen ersteigert, bei dem Ausbau des 5G Netzwerkes nicht auf die Komponenten von Huawei zurückgreifen dürfte. Momentan sieht es danach aus, dass Huawei allerdings seine Komponenten bereitstellen darf. Die Quellen, welche für diesen Podcast verwendet wurden, findet ihr unter „weiterführende Links“.
Huawei in unserer Wahrnehmung: Festnahme in Kanada und Spionage
Die meisten von uns haben den Namen Huawei wahrscheinlich erst seit November wieder öfter in den Nachrichten gehört. Damals wurde Meng Wanzhou, die Tochter des Huawei Gründers Ren Zhengfei, auf ihrer Durchreise in Kanada festgenommen. Man munkelt, dass die Festnahme in Verbindung mit dem Handelsstreit zwischen den USA und China ablief. Andererseits hat die Festnahme durchaus einen Grund. Es wird von Steuerhinterziehung und illegalen Geschäften mit dem Iran gesprochen. Deswegen sitzt Meng auch nach wie vor im Hausarrest in Kanada.
Die gesamte Diskussion steht etwas im Verruf, da nicht ganz klar ist ob nur politische Interessen oder tatsächliche Verbrechen der Grund für die Festnahme sind. Ren Zhengfei hat bereits beteuert, dass er mit der chinesischen Regierung nicht besonders viel zu tun hätte. Das wiederum ist fraglich, da eine Abtrennung von der Politik für Unternehmen in China nahezu unmöglich ist. Dennoch sagt Ren, dass es nicht gerecht sei, dass seine Tochter in diesem Konflikt zum Spielball der Politik werde.
Huawei als Spielball geopolitischer Interessen: USA vs. China
Momentan wird Huawei aber wegen eines anderen Punktes sehr intensiv diskutiert. Das geopolitische Gerangel zwischen den USA und China wird jetzt auch bei uns relevant, da nun auch wir in Deutschland von dem Konflikt betroffen sind. Demnächst werden die 5G Frequenzen des Mobilfunknetzes versteigert. Nun wurde diskutiert ob Huawei bei diesem Projekt ausgeschlossen werden soll. Nach aktuellem Stand soll, wie bereits erwähnt, Huawei mit dabei sein.
Aber warum ist dieses Thema so prekär? Die Wirtschaft wird in Zukunft sehr stark vom 5G Netzwerk abhängig sein wird. Wenn man beispielsweise an M2M (Machine-to-Machine) Kommunikation denkt, dann kann man davon ausgehen, dass jeglicher Produktionsvorgang irgendwo mit dem Internet verbunden ist. Auch autonomes Fahren läuft über das Internet, also das 5G Netzwerk ab. Es ist also eine wichtige Komponente der Netzinfrastruktur.
Angst vor Hintertüren und Angreifbarkeit
Was ist nun aber das Problem? Das Problem liegt darin, dass die Angst besteht, China könne einen sogenannten „Kill-switch“ in das System einbauen. Dies bedeutet, dass ein Unternehmen oder ein Land eine Hintertür in den einzelnen Komponenten des Netzwerks versteckt und somit das gesamte Netzwerk außer Betrieb setzen könnte. In den Medien wird oft ein Angriff russischer Hacker auf ukrainische Haushalte als Fallbeispiel genannt. Nun besteht die Angst, dass wenn es möglich ist durch einen Hackerangriff tausende Haushalte vom Netz zu nehmen, dass ähnliches über das Mobilfunknetz auch möglich ist. Es besteht also Angst vor Hintertüren, einem direkten Zugriff auf das Netzwerk ohne vorhandene Sicherheitssysteme durchlaufen zu müssen. Aus diesem Grund müssen Unternehmen, die an dieser Auktion teilnehmen, ihre Quellcodes offen legen und verschiedene Sicherheitsüberprüfungen durchlaufen, um überhaupt an der Versteigerung teilnehmen zu dürfen.
Ist unsere Angst vor Huawei begründet?
Der Einsatz eines solchen Killswichtes würde für die Wirtschaft enorme finanzielle Verluste bedeuten. Dies soll selbstverständlich verhindert werden. Aus Industriesicht wäre es daher optimal, wenn nur europäische Unternehmen an dieser Auktion beteiligt werden. Wir wissen aber, dass dies im europäischen Markt ohnehin nicht möglich ist.
Nun gibt es verschiedene Länder, wie die USA, Australien oder Neuseeland, die Huawei mittlerweile schon verboten haben an solchen Versteigerungen und am Ausbau der Netzinfrastruktur teilzunehmen. Es stellt sich die Frage, ob man sich anschließen sollte oder nicht? Für beide Seiten gibt es viele Argumente. Ein großes Thema ist der Diebstahl an Technologien, dem sich Huawei bereits mehrmals schuldig gemacht haben soll.
Beispielsweise gab es mal einen Konflikt zwischen Cisco und Huawei. Mittlerweile wurde dieser Fall allerdings geklärt. 2014 hat Huawei IP von T-Mobile geklaut. Damals ging es um das Design einer Roboterhand, die menschliche Finger kopiert. Aber auch dort wurde sich auf eine Lösung in Form von Entschädigungszahlungen geeinigt. Nun sind allerdings Dokumente aufgetaucht, die besagen, dass es ein internes Bonusprogramm bei Huawei geben soll, das Mitarbeiter dazu incentiviert IP zu klauen. An seriösen Nachweisen dafür mangelt es jedoch bislang. Es gibt allerdings weitere bedenkliche Fälle. Beispielsweise hat Huawei Komponenten für ein Computersystem der Afrikanischen Union produziert. Darüber wurden über einen Zeitraum von fünf Jahren Informationen aus Afrika nach Shanghai transportiert.
Müssen wir Datenklau als neue Normalität anerkennen?
Viele Experten relativieren das nun dadurch, dass eigentlich jeder Daten klaut. Andere sind wiederum der Meinung, dass China diesen Datenklau qualitativ und auch quantitativ auf einem ganz anderen Level, mit einem deutlich höheren „Hacking Know-how“ durchführt.
Allerdings ist nicht alleine Huawei der „Böse Bube“. 2010 hat Edward Snowden einen Fall enthüllt, in dem sich die NSA bei Huawei eingehackt hat. Diese Operation wurde unter dem Codenamen „Shot Giant“ bekannt. Damals hat die NSA über Jahre die Kommunikation von Huawei überwacht, konnte allerdings trotz der vielen Analysen keine Hintertüren beweisen. Demnach gibt es keine handfesten Beweise, dass die Systeme von Huawei eine Hintertür besitzen sollten.
Auch wenn oft beteuert wird, dass alle von allen Daten klauen, ist nicht ganz klar welche dieser Daten denn auch an die Regierung geleitet werden. Wichtig zu erwähnen ist, dass jedes Kommunikationsunternehmen in seinem Land mit den Geheimdiensten zusammenarbeitet. Dennoch war beispielsweise die Intellectual Property (IP), die Huawei geklaut hat, für das Unternehmen selber und nicht für die Regierung bestimmt. Viele große Unternehmen begehen Diebstahl an IP. Ich möchte das Ganze aber auch nicht verharmlosen. Es gab diese Fälle. Deswegen ist es mit Sicherheit auch notwendig, Unternehmen die bei der Versteigerung teilnehmen genauer unter die Lupe zu nehmen.
Damit sind wir jetzt beim nächsten Punkt. Der Vertrauenssache. Wem soll man vertrauen? Die Antwort darauf ist mit einem alten Sprichwort zu beantworten: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“. Kontrolle sollte nicht nur für ein Unternehmen gelten, sondern natürlich umfassend für alle Unternehmen die sich an der Netzinfrastruktur beteiligen.
Deutschland wird zum Spielball geopolitischer Interessen
Man hat bei der Diskussion aber dennoch das Gefühl, dass Deutschland ein Spielball geopolitischer Interessen wird. Ganz klar ist, dass Huawei ein großer Konkurrent für US-Unternehmen ist. Cisco Systems oder Apple beispielsweise. Cisco Systems hat inzwischen nur noch einen halb so großen Umsatz wie Huawei. Huawei ist auch der weltweit zweitgrößte Smartphone Hersteller und hat Potenzial amerikanischen Unternehmen den Rang abzulaufen. Für uns in Deutschland ist das weniger problematisch, da wir Unternehmen wie beispielsweise Apple selbst gar nicht haben. Im Inquiry Podcast wurde eine gute Analogie gezogen. Dort wurde gesagt: „Ein 5G System ohne Huawei zu etablieren ist wie ein Basketball-Match bei den Olympischen Spielen zu schauen, aber das beste Team fehlt“.
Viele Länder schließen Huawei bereits aus. In je weniger Märkten Huawei präsent sein darf, desto schwieriger wird es für Huawei neue Systeme zu etablieren. Für die Internationalisierungsstrategie von Huawei ist das sicher nicht optimal. Huawei ist allerdings auch durchaus präsent in anderen asiatischen und afrikanischen Ländern. Besonders mit Blick auf die Seidenstraßeninitiative.
Das gilt aber nicht nur für Länder die weit von uns entfernt sind. Polens Netzinfrastruktur wird zu 50% von Huawei gestellt. Angela Merkel sagte, dass sie gegen einen Ausschluss von Huawei an der Versteigerung ist und dass das Unternehmen auf faire Weise beurteilt werden soll. Außerdem will sie eine europäische Lösung. Das ist allerdings schwer, wenn Polen bereits jetzt die Hälfte seiner Netzinfrastruktur von Huawei bezieht.
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