Kulturkonzept in der interkulturellen Kommunikation – China
Das Wort Interkulturelle Kommunikation klingt für viele etwas angestaubt, ist aber nach wie vor hoch relevant, zumal die Welt globaler wird und wir alle immer interkultureller arbeiten. Daher findet ihr in diesem Beitrag die Antwort auf eine Frage, die immer wieder auftaucht: „Warum sagen Chinesen das eine, und machen dann was ganz anderes?“ Dieser Beitrag greift zur Beantwortung das Konzept der „High-Context“ und der „Low-Context Culture“ auf und erklärt dieses Konzept am Beispiel China. Das Konzept hilft dabei, interkulturelle Kommunikation und Begebenheiten in der Zusammenarbeit mit Chinesen künftig aus einer anderen Perspektive wahrzunehmen.
Wo liegt der Ursprung von high-context und low-context?
Das Konzept der high-context und der low-context culture geht auf den US-amerikanischen Anthropologen und Kulturwissenschaftler Edward T. Hall zurück. Das Konzept wird auch in einem Buch von Erin Meyer mit dem Titel „The Culture Map“ aufgegriffen. Ein Buchtipp für alle, die Umgang mit anderen Kulturen haben. (Den Link zum Buch findet ihr am Ende des Blog-Beitrags).
Was bedeutet aber high-context culture?
High context bedeutet, dass sehr viel Kontextinformation über Individuen benötigt wird, wenn man mit ihnen kommuniziert. Man kann nur so private oder geschäftliche Beziehungen aufnehmen. Persönliche Beziehungen sind in solchen Kulturen sehr wichtig. In China wird daher das sogenannten „Guanxi“ gepflegt, also ein intensives und große Netzwerk. Man spricht nicht nur durch Worte, sondern vielmehr auch durch Stimmlage, Körpersprache, Gesichtsausdruck, Augenkontakt, Sprachmuster und die Verwendung von Sprechpausen. Außerdem bestimmt das Wissen zu einer Person in hohem Maße die Unterhaltung. Also Erfahrungen aus früheren Begegnungen, den Status, der Job-Titel oder auch Dinge, die man über Dritte zu einer Person in Erfahrung gebracht hat. Man spricht daher auch viele Dinge gar nicht direkt an, sondern vermittelt Inhalte zwischen den Zeilen.
Denken beide Gesprächspartner im Sinne der high-context culture, dann kann man davon ausgehen, dass der jeweils andere, die Worte ebenfalls nicht ausgesprochen haben muss. Man versteht sich ohne direkte Worte und spricht oft „außen rum“, ohne etwas explizit zu adressieren.
Was bedeutet low-context culture?
Die Deutschen gelten als Repräsentanten der low-context Kultur. Geschäftsbeziehungen laufen eher auf einer sachlichen Eben ab und sind meist unpersönlicher Natur. Bei uns wird daher häufig strikt zwischen Beruf und privatem getrennt. Wir kennen außerdem die Klischees über uns. Beispielsweise gelten wir als sehr direkt. Wir sagen was wir denken und erwarten von anderen, dass sie Vereinbarungen exakt so einhalten, wie sie kommuniziert wurden. Zwischen den Zeilen steht nur wenig. Als noch direkter als wir selbst bzw. mit noch weniger Kontext gilt die Kommunikation der Amerikaner: Alles wird vollständig ausgesprochen und ganz genau kommuniziert. Wenn alles direkt an- und ausgesprochen wird, gewöhnt man sich an dieses Verhalten und man legt automatisch weniger Aufmerksamkeit auf Aspekte wie den Gesichtsausdruck, Gestik, Augen- oder den Körperkontakt.
Was passiert, wenn Menschen aus einer high-context und einer low-conext Kultur aufeinandertreffen?
Beispiel: Chinesen kommen aus einer high-context Kultur und wir aus einer low-context Kultur.
Für die interkulturelle Kommunikation mit China gilt für uns somit, dass wir es mit einer high-context Kultur zu tun haben, welche die meisten von uns aber kaum kennen.
Nehmt euch kurz Zeit und schreibt 10 Dinge auf, die ihr über die USA wisst – und schreibt dann 10 Dinge auf, die ihr über China wisst.
Was fällt euch auf? Den meisten von euch fallen vermutlich deutlich mehr und schneller Dinge über die USA ein. Das liegt daran, dass der Kontext deutlich klarer ist, da wir seit vielen Jahren eine gemeinsame Geschichte teilen, enge Beziehungen zwischen den Ländern pflegen und so weiter. China ist den meisten dagegen eher fremd. Hinzukommt, dass man es sich bei China um eine high-context Kultur handelt. Man müsste also schon als Grundlage deutlich mehr über die Kultur und Verhalten von Chinesen wissen, um im Vergleich zu einer Unterhaltung mit einem Amerikaner, am Schluss das gleiche Level an beidseitigem Verständnis zu erzielen.
High-context findet man übrigens häufig in Ländern mit langer gemeinsamer Geschichte. China selbst spricht hier oft von 5000 Jahren Geschichte. Ein Thema, das auch in einer Ausgabe der Chinalogue Insights adressiert wird.
Was gibt es für Lösungsstrategien aus dem Bereich der Interkulturellen Kompetenz China?
Praktisch gesehen, muss natürlich nicht jeder, der sich mit einem Chinesen unterhalten möchte, zunächst 5000 Jahre Geschichte studieren. Eine Empfehlung ist aber, auf alle Fälle bewusster hinzuhören. Insbesondere auf alles, was nicht direkt ausgesprochen wird, also Gestik, Haltung, etc. Außerdem ist es hilfreich, sich die Mühe der Reflektion zu machen und zu überlegen, was der andere mit einer Aussage womöglich sagen wollte. Ein nein ist oft kein nein, oder besser, ein ja ist oft ein nein. Es lohnt sich daher häufiger nachzufragen, die Frage etwas anders zu formulieren. Dabei sollte man Fragen, die den Gesprächspartner in die Ecke treiben, und somit eine Antwort erzwingen, am besten vermeiden. Und auch ganz wichtig, wenn etwas unklar ist, ebenfalls nochmal nachfragen.
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